Überführungstörn Wilhelmshaven – Berlin
in 3 Etappen
Wir, Connie und Dieter, haben unser neu erstandene, gut gepflegte HR312 ‚Passepartout‘ im Frühjahr und Sommer 2019 in 3 Etappen von Wilhelmshaven nach Berlin auf die Insel Lindwerder überführt.
Am Samstag wurde die HR312, die wir erst kurz vorher erworben hatten, bei Schneegestöber mit einem riesigen Hafenkran ins Wasser gehoben und in Begleitung des Voreigners nach Passage der beeindruckenden Wilhelmshavener Seeschleuse (400 m lang und 55 m breit) zu den Liegeplätzen des Wilhelmshavener Segelclubs e.V. im Nassauhafen verholt. Sonntag wurde dann der Mast gestellt und das Boot zum Auslaufen klar gemacht.
Tagesweg: 1 sm
Montag, 15.04.2019
Am Montag erfolgte der erste Segelschlag gemeinsam mit dem Voreigner, der damit praktisch die Bootsübergabe abschloss. Um 10:30 gehen die Leinen los. Unmittelbar nach der Hafenausfahrt werden das Groß gesetzt und die Genua ausgerollt. Uns fällt sofort auf, dass die Genua eher wie eine große Fock geschnitten ist und nicht über die Leitösen der Genuaschiene, sondern über eine fest installierte Rolle am unteren Ende der Unterwanten gefahren wird. Der Eigner erzählt uns dazu dann noch eine eigenartige Story.
Bei Sonnenschein, einer frischen Brise aus WSW und wegen des ablandigen Windes nur leichtem Seegang ging es bei ablaufendem Wasser sehr flott mit 5 bis 6 kn Richtung Hooksiel. Im Vorhafen wurden die Segel geborgen. Wir hatten Glück und konnten sofort einfahren. Die Schleuse war um 12:30 passiert, wir tuckerten durchs Hooksmeer und waren um 13:00 fest im Wilhelmshavener Segelclub in Hooksiel. Der WSC unterhält hier auf einem sehr schönen Gelände gemeinsam mit dem Niedersächsischen Seglerverband ein Leistungszentrum und einen tidefreien Hafen mit ca. 100 Liegeplätzen. Hier wird das Boot für die nächsten sechs Wochen liegen, um für einen längeren Segeltörn ausgerüstet zu werden. Zu Himmelfahrt sollte die HR312 dann für den Sommertörn Richtung Ostsee gebracht werden.
Tagesweg: 12 sm
Anreise aus Berlin. Letzte Vorbereitungen für die Überfahrt Richtung Ostsee: Lebensmittel und Kleidung sind verstaut. Die erste Route ist ins Navigationsprogramm eingegeben und die Wegepunkte auf das GPS-Gerät übertragen. Die HR312 ist mit einem Windows7-PC am Kartentisch ausgestattet. Auf dem PC ist der NV.Charts Navigator installiert. Er ist mit dem GPS-Gerät und dem AIS-Transceiver zur Übernahme der aktuellen Position und der empfangen AIS-Signale gekoppelt. Leider lassen sich die Wegepunkte der Route nicht auf das GPS-Gerät übertragen. Diese Lösung ist noch deutlich verbesserungswürdig, aber immerhin besser als die auf unserem alten Boot.
Donnerstag, 30.05.2019
Um die Überfahrt in die Elbe möglichst komfortabel zu gestalten, müssen einige Faktoren zusammenkommen: der Wind sollte aus SW bis West kommen, um auf allen Kursen (erst Nord aus der Jade heraus, dann Nordost bis zur Tonne Elbe 1 und danach im Elbfahrwasser Ost sowie später Süd bis Cuxhaven) segeln zu können; Hochwasser sollte möglichst vormittags sein, um mit dem Ebbstrom aus der Jade auslaufen und dann bei auflaufendem Wasser nachmittags in die Elbe einlaufen zu können. Letztlich muss auch noch die Schleusenöffnungszeit in Hooksiel passen. Nun, Himmelfahrt war dieser Tag. Alle Bedingungen passten, wurden jedoch – zu Connies Leidwesen – durch üppige 5 bis 6 in Böen bis 7 Bft aus SSW ergänzt. Später drehte der Wind dann noch erfreulich auf West. Für unseren ersten Segeltag auf einem Boot, welches wir noch nicht richtig kannten, wäre uns ein etwas moderaterer Wind lieber gewesen. Das Boot stellte sich aber als sehr gutmütig und gut manövrierbar heraus.
Himmelfahrt 2019 war es auf der Nordsee noch sehr frischDer kräftige Wind und der Tidenstrom bracchten uns zweitweilig auf fast 10 kn über Grund
Um 13:45 passierten wir eine ausreichend tiefe Durchfahrt in dem Flach zwischen Jade- und Wesermündung und nahmen Kurs auf die Tonne Elbe 1. Wir passierten neue und alte Wesermündung. Dabei mussten dabei einem riesigen Frachter ausweichen, der auf dem Weg nach Bremerhaven war. Wir konnten den alten Leuchtturm Roter Sand sehen, auch im Dunst deutlich zu erkennen an seiner charakteristischen Form. Wir passierten die Inseln Scharhörn und Neuwerk. Im Yachthafen des Cuxhavener Segel-Clubs waren wir um 19:45 fest an einem Fingersteg und ließen im Clubrestaurant unseren Segeltag gemütlich bei Fisch und Bier ausklingen. Unser erster Tag mit Passepartout III war alles in allem ein gelungener Auftakt. Es hätte nur etwas wärmer sein können.
Der Leuchtturm Roter Sand im Dunst
Tagesweg: 48 sm
Freitag, 31.05.2019
Die Hochbrücke von Rendsburg
10:15 Leinen los in Cuxhaven. Wir segelten zunächst nur mit Genua, ab 11: 00 dann mit Groß und Genua am Rand des Fahrwassers elbaufwärts. In Höhe der Ostemündung um 12:00 wurde der Wind dann so schwach, dass wir die Segel bargen und unter Motor weiterfuhren. Kurz nach 13:00 erreichten wir die Schleuse von Brunsbüttel, die wir bereits um 13:45 passiert hatten. Es folgte die Fahrt durch den Nordostseekanal mit eindrucksvollen Begegnungen riesiger Schiffe. Kurz nach 19:00 erreichten wir das Wahrzeichen der Stadt Rendsburg: die stählerne Hochbrücke, eines der bedeutendsten Technikdenkmäler Deutschlands. Wir fuhren in den Ober eidersee ein und hatten drei Yachthäfen zur Auswahl. Unsere Wahl fiel auf den Hafen des Eider-Yacht-Club Rendsburg, wo wir um 19:45 festmachten. Der gemütliche Hafen bietet einen sehr guten Schutz bei Winden aus fast allen Richtungen, da er in einer nach Süden ausgerichteten Seitenbucht des Obereidersees liegt.
Tagesweg: 54 sm
Samstag, 01.06.2019
Wir entschieden wegen der günstigen Lage des Hafens, das Boot bis zum Beginn der nächsten Etappe dort liegen zulassen. Der Hafen liegt auf einem abgeschlossenen Gelände, auf dem täglich Vereinsmitglieder nach dem Rechten sehen. Der Bahnhof Rendsburg ist ca. einem Kilometer entfernt. Am Bahnhof sind zwei Supermärkte, sodass die Versorgung mit frischen Lebensmittel für die nächste Etappe sichergestellt war.
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Etappe 3: Rendsburg – Berlin (28.06. – 20.07.2019)
Freitag, 28.06.2019
Angekommen waren wir schon am 27.06., letzte Einkäufe waren getätigt und verstaut. Kurz vor halb Zwölf legten wir ab. Um 14:50 fuhren wir nach kurzer Wartezeit und Entrichten der Kanalgebühren von zwölf Euro am Automaten in die Schleuse Holtenau ein. Die Schleusung zusammen mit einem großen Frachter dauerte keine 20 Minuten. Auch in der Schleuse Holtenau beindruckte uns, wie schon bei den anderen Schleusen, der Schlängel an der Schleusenwand, der mit dem Wasserstand auf- und abschwimmt und an dem man festmachen kann, ohne irgendwelche Leinen umstecken oder nachfahren zu müssen. Das ist erheblich einfacher als die Manöver, die wir von Binnenschleusen kennen. Um 15:50 waren wir dann gegenüber von Holtenau am Ostufer der Kieler Förde im Hafen von Möltenort, einem Ortsteil von Heikendorf, fest.
Tagesweg: 21 sm
Samstag, 29.06.2019
Hafentag in Möltenort. Wir sind erstmals bei der Kieler Woche und beobachten die Windjammerparade. Die Parade ist schon ein eindrucksvolles Schauspiel, zumal der Wind mitspielte und alle segeln konnten. Allerdings nahm nur ein großer Windjammer teil.
Am Mittag begrüßten wir Jürgen Patzke vom Heikendorfer Yacht Club, einen Segelkameraden, den ich beim Crewwechsel vor drei Jahren in Nyneshamn kennenlernte. Er machte für uns eine private Führung über das Feuerschiff ‚Läsø Rende IV‘, das sich der HYC als Vereinsheim restauriert hat und in Möltenort fest liegt.
Sonntag, 30.06.2019
Ziel war heute Damp, dort nahmen wir unseren Mitsegler Achim an Bord und tankten C.A.R.E.-Diesel. Nach einigen Motorhavarien auf Grund von Dieselschlamm entschied sich der Voreigner auf synthetischen Kraftstoff umzustellen. Seitdem ist Ruhe. Wir brauchen jetzt allerdings einen Überblick über die Tankstellen, die C.A.R.E. führen. Der Wind sollte ab Mittag auf West drehen und bis 6 Bft auffrischen, so dass wir bereits kurz nach 9:00 – vor dem Frühstück – auslaufen. Die Segel setzen wir unmittelbar hinter der Hafenausfahrt. Langsam gewöhnen wir uns an die Rollfockanlage und die Lazybags. Es ist ein bisschen tricky: Zunächst müssen die Lazies gelöst werden, damit sich die Latten nicht in den Leinen verfangen. Anschließend müssen sie wieder durchgesetzt werden, sonst schlabbert alles herum. Auch die Rollreffanlage verlangt nach Fingerspitzengefühl. Zu viel Spannung auf der Reffleine kann bedeuten, dass beim Einrollen das Segel nicht vollständig eingezogen wird, zu wenig Spannung kann Überläufer produzieren. Aber wir werden das schon hinbekommen.
Es war ein herrlicher Segeltag, Der Wind kam zunächst aus Süd, Stärke 3, was bis zur Tonne Kleverberg-O einem Vorwindkurs entspricht. Den Kurs segelten wir größtenteils mit Schmetterling, wobei uns der rege Schiffsverkehr nach Holtenau allerdings zu einigen Ausweichmanövern zwang. Ab Kleverberg-O war dann der Kurs Nordwest. Wir steuerten auf die Regattabahnen des letzten Tags der Kieler Woche zu. Die passierten wir knapp nördlich. Insgesamt sechs Regattafelder konnten wir ausmachen, u.a. zwei Felder mit 420ern und zwei Felder mit J80. Der Wind hatte inzwischen auf 5-6 aus Westsüdwest aufgebriest. Wir konnten den Kurs auf Damp dennoch halten. Nach Ankunft in Damp legten wir sofort an der Tankstelle an und verholten uns nach dem Tanken in eine Box am Gaststeg. Nach Ankunft von Achim um 16:00 entschieden wir uns dann, in Damp zu bleiben. Damp ist kein touristische Highlight, Hochhäuser, Badetourismus und lange Wege zur Dusche – kein Ort zum Verweilen.
Abends waren wir zunächst etwas ratlos. Die Windprognosen für die nächsten Tage (Starkwind bis Sturm aus W bis NW ab Montagnachmittag) bedeuteten, dass wir unser Ziel Samsø vergessen mussten, da uns die Zeit dafür nicht mehr reichte. Nach eingehender Diskussion entschieden wir uns, Montagmorgen bis Fåborg zu segeln und den in der Prognose stürmischsten Tag, den Dienstag, abzuwarten.
Tagesweg: 17 sm
Montag, 01.07.2019
Wir starteten um 8:00. Der Wind kam mit SW 3-4 doch etwas südlicher und moderater als angekündigt. Wir setzten Vollzeug, um bei ablandigem Wind und wenig Welle Nordkurs mit zunächst 5,5 kn zur Ostspitze von Als zu segeln. Bis 11:00 hatte der Wind schon deutlich auf 4-5 aufgebriest und schob uns bei Halbwindkurs zum Teil mit 7 kn durchs Wasser. Nach der Nordtonne vor Skrums Flak in der Zufahrt nach Fåborg kamen dann die ersten Schauerböen mit 6 bis 7 Bft. Wir bargen die Segel, da uns bei schlechter Sicht und heftigen Böen die Passage der komplizierten Zufahrt zur Bucht von Fåborg sicherer erschien, zumal uns noch ein Baggerschiff entgegenkam. Connie bekam am Mast beim Segelbergen wieder einmal eine kräftige Salzwasserdusche ab – was beim neuen Schiff eigentlich vorbei sein sollte.
Beim Anlegen waren die dunklen Wolken bereits durchgezogen, der Wind blies inzwischen aber durchgehend mit 6 bis 7 Bft, was das Anlegen in dem offenen und teils sehr engen Hafenbecken nicht einfach machte. Um 14:00 waren wir dann nach einigen Hafenrunden endlich im Gästehafen von Fåborg fest.
Alles in allem war der Montag ein sehr schöner Segeltag. Wir hatten Gelegenheit, den Autopiloten von Robertson zu testen. Der hatte bis zur Einfahrt nach Fåborg mit seinem sehr kräftigen Motor den Kurs präzise gehalten. Es knarrte aber zu-weilen etwas unheimlich, was man hoffentlich mit etwas Fett beheben kann.
Tagesweg: 30,4 sm.
Dienstag, 02.07.2019
Die Windprognose lautete Nordwest 6-7 mit Schauerböen. Wir gönnten uns daher einen Hafentag in Fåborg, einer sehr beschaulichen und lebendigen Provinzstadt im Süden von Fyn. Wir mussten allerdings unser Boot noch in die Nachbarbox verholen, da die von uns belegte Box für Boote reserviert war, die den Platz über Internet online gebucht hatten. Der Hafenmeister ließ nicht mit sich reden, so dass wir bei Wind um die 7 Bft von Steuerbord achtern unser Schiff genau in dieser Richtung in die Nachbarbox verholen mussten – durchaus eine Herausforderung. Hilfe bekamen wir durch eine Wildwasser-Paddeltruppe – deren Trainer unsere Leine um den entfernten Luvdalben legte – wir legten ihm dafür eine Großpackung Hanuta ins Boot. Anschließend wurde mit Hilfe einiger Stegnachbarn gezogen und gekurbelt, bis wir schließlich am neuen Platz lagen.
Mittwoch, 03.07.2019
Für Mittwoch war mit WNW 5-6 moderaterer Wind angekündigt. Es ging daher weiter, anfangs mit 5 Bft bei raumem Wind und wenig Welle durch den Svendborgsund nach Rudkøbing. Der Svendborgsund ist ein enges Fahrwasser an beschaulichen Küstenabschnitten, begrenzt durch die Südküste von Fyn und die Nordküste von Tåsinge, in der Hafenstadt Svendborg überspannt von einer Hochbrücke. Im engsten Teil hatten wir ca. 2 kn Strom gegenan. Im weiteren Verlauf gab’s in der Meerenge zwischen Langeland und Tåsinge Stromunterstützung von 1 kn, insbesondere vor der Hafeneinfahrt von Rudkøbing, wo wir die Segel bargen.
Tagesweg: 29 sm.
Donnerstag, 04.07.2019
Wir gönnten uns bei heftigem Wind und zeitweiligem Regen einen weiteren Hafentag und trafen eine alte Freundin von Connie, Anna Paula, die mit Mann und ihren Kindern Urlaub auf Langeland machte. Ich hatte Rudkøbing, wo ich das erste und letzte Mal bei meinem ersten Segeltörn 1984 als Crewmitglied angelegt hatte, sehr viel beschaulicher in Erinnerung. Die Provinzstadt sah doch mit vielen leeren, etwas heruntergekommenen Geschäften ziemlich trostlos aus. Aber wahrscheinlich gehen meine Erinnerungen an die vielen kleinen dänischen Hafenstädte etwas durcheinander. Der beschauliche Teil von Rudkøbing beschränkt sich auf einen ziemlich kleinen Kern.
Freitag, 05.07.2019
Freitag ging’s dann weiter nach Lundeborg. Connie wollte das Wikingermuseum auf Fyn besuchen und hoffte, dass von Lundeborg ein Bus dorthin fährt. Das war leider nicht der Fall. Wir wurden aber durch das Hafenfest von Lundeborg entschädigt. Das Hafenfest von Lundeborg wird von den Bewohnerinnen und Bewohnern des kleinen Ortes selbst organisiert. Es gab ein Fahrradrennen im Hafen, ein Treffen eines Veteranen-Motoradclubs, die mit hervorragend gepflegten Nimbus-Motorrädern, die bis 1953 produziert wurden und zu großen Teilen mit Seitenwagen ausgestattet waren, ausfuhren. Abends gab es ein Grillfest, bei dem sehr leckere Fleischstücke vom Schwein und Kalb mit verschiedenen selbstgemachten Salaten für kleines Geld gereicht wurden. Mit dänischer Rockmusik von einer einheimischen Band klang der Abend aus.
Tagesweg: 15,3 sm.
Samstag, 06.07.2019
Am nächsten Vormittag lud das Gemeinschaftshaus zu typisch dänisch eingelegte Heringshappen ein, einen „snaps“ gab es obendrauf. Trotz der tollen Atmosphäre in Lundeborg entschieden wir uns noch um 14:00 abzulegen und nach Nyborg zu segeln, um vielleicht doch noch zum Wikingermuseum zu kommen.
Das Ablegen aus dem vollgestopften Hafen gestaltete sich abenteuerlich, zumal wir in einer Ecke lagen und uns rückwärts, mit Seitenwind durch eine schmale Rinne herausschlängeln mussten. Mit dem alten Schiff hatten wir solche Manöver in schlechter Erinnerung, doch die HR hielt sich tapfer und die Fender der besorgten Nachbarn wurden nicht gebraucht.
Hoch am Wind mit deutlicher Schräglage auf dem Weg von Lundeborg nach Nyborg
Der Wind kam mit 5-6 aus NW, wir segelten dicht unter Land und hatten daher wenig Seegang. Doch den Kurs NNE konnten wir, obwohl wir nur mit der Genua segelten, wegen der heftigen Böen kaum halten. Connie fand es recht gruselig, wie stark das Schiff bei den Böen im recht ruhigen Wasser kränkte. Das letzte Stück in die Bucht von Nyborg, nahezu gegenan, legten wir unter Maschine zurück. Um 16:40 waren wir dann im Yachthafen in der Nähe zweier Langboote, Nachbauten aus der Wikingerzeit, fest. Connie strahlte!
Tagesweg: 13 sm.
Sonntag, 07.07.2019
Die Anwesenheit der Langboote hatte natürlich einen Grund: Nyborg feiert an dem Wochenende das Historienspektakel Danehof mit einem Mittelaltermarkt am Schloss Nyborg, wo im Mittelalter der Danehof tagte, ein Parlament mit Vertretern des Adels und des Klerus, welches das Recht der Königwahl hatte. Nyborg war damals noch dänische Hauptstadt. Mehrfach am Tag wurde ein historisches Ereignis nachgespielt: die Ankunft von König Waldemar Seir aus Ystad, welches damals mit der Provinz Skåne noch zu Dänemark gehörte. Er wurde, nachdem er in einem Langboot im Hafen angelegt hatte, von seiner Gemahlin und ihrem Gefolge auf Pferden abgeholt und schließlich zur Nyborg geleitet. Ein großer Spaß für alle Anwesenden.
Das Langboot aus dem Wikinger-Museum in Roskilde
Beeindruckt haben uns die Ablegemanöver der Langboote, die zwischen den Steganlagen nicht rudern konnten. Sie verholten sich mit Leinen von Dalben zu Dalben, was besonders für das in Lee liegende Boot bei 5 Bf Seitenwind ein wahrer Kraftakt war. Waldmar Seir saß währenddessen hoheitsvoll auf seinem Thron und ließ die Besatzung schwitzen.
Montag, 08.07.2019
Am nächsten Tag hieß es für uns um 8:30 Leinen los, für den langen Schlag durchs Smålandsfahrwasser. Die Segel wurden kurz nach dem Verlassen des Yachthafens im äußeren Hafenbereich gesetzt, einmal mehr mit der Anwesenheit des „Lazyleinenwulings“. Dann ging es zunächst quer über den Großen Belt zum Omøsund, der Durchfahrt zwischen den Inseln Omø und Agersø. Im Omøsund – der Wind hatte inzwischen deutlich nachgelassen – stellten wir fest, dass sich die Genua nicht mehr komplett einrollen ließ. Connie und Achim robbten aufs Vorschiff und es gelang ihnen, ohne Verluste an Mensch und Schrauben die Reffleine zu klarieren. Wir nutzten die Gelegenheit, das aktuelle Segel, die kleine Genua, durch die große Genua zu ersetzen. Nun, viel größer ist diese nicht, stellten wir fest. Sie hat jedoch einen klassischen Genuaschnitt und kann auf der Genuaschiene gefahren werden. Der Sinn der Genua 2 war uns danach nicht mehr so richtig klar.
Der Wind brieste wieder deutlich auf, sodass wir ab ca. 14:00 unter Vollzeug, bei bestem Wetter, meist direkt vor dem WNW-Wind mit durchschnittlich 5 kn gute Fahrt durchs Smålandsfahrwasser machten. Es folgten die Durchfahrt durch den Storestrøm mit der alten Straßen und Eisenbahnbrücke und die Einfahrt in den Grønsund mit der imposanten Autobahnbrücke bis vor den Hafen von Stubbekøbing. Dort wurden die Segel geborgen und um 19:50 waren wir an einer Heckboje im Lystbåthavn fest.
Tagesweg: 57,2 sm
Dienstag, 09.07.2019
Nach dem langen Schlag am Vortag hatten wir uns einen Hafentag verdient, zumal der nächste Schlag wieder sehr lang werden sollte. Wir erkundeten die beschauliche Kleinstadt auf Falster und entdeckten zur Freude unseres Mitseglers Achim das örtliche, privat betriebene Motorrad- und Radiomuseum – nach eigener Werbung angeblich das größte Nordeuropas – mit vielen Exponaten aus diversen Ländern. Die Suche nach einem Fischladen blieb leider erfolglos – sehr schade für eine dänische Hafenstadt. Wir mussten für unser Abendessen auf Fisch aus der Tiefkühltruhe eines Supermarkts zurückgreifen.
Eine Kunstwerk vor dem Hafen von Stubbeköbing
Mittwoch, 10.07.2019
Am nächsten Tag ging’s wieder früh los. Um 8:15 legten wir ab und fuhren bei frischem WNW-Wind zunächst nur mit der Genua 1 zum Ostausgang des Grønsunds. Kurz hinter der Ausfahrt nahmen wir bei nachlassendem Wind das Groß hinzu. Der Wind flaute weiter ab, sodass wir uns entschieden, den Spinnaker zu setzen. Unser Ziel war es ja neben der Überführung auch, alle Komponenten unseres neuen Bootes auf der Überführungsfahrt kennen zu lernen.
Unter Spi vom Grönsund nach Hiddensee
Der Wind brieste dann im Verlauf des Tages noch deutlich auf 5 Bft auf und trieb uns zeitweilig mit mehr als 7 kn durchs Wasser Richtung Hiddensee – Spisegeln vom Feinsten. Nur musste das Segel auch irgendwann wieder geborgen werden. Dieses wurde zu einer echten Herausforderung, zum ersten Mal arbeiteten wir mit einem Spischlauch mit festem Ring. Der Wind war kräftig und das Manöver nicht eingespielt. So wurde es auf dem Vorschiff etwas stressig das Riesentuch einzusammeln. Connie schimpfte wie ein ein Rohrspatz. Schlussendlich klappte es, ohne, dass etwas oder jemand gebadet wurde oder Schäden auftraten. Die Manöverkritik fiel dafür etwas heftiger aus und zeigte einmal mehr: „Üben ist aller Manöver Anfang“. Kurz vor der Ansteuerung zum Fahrwasser nach Vitte wurden die Segel geborgen und um 18:00 waren wir im Hafen Langeort bei Vitte auf Hiddensee vor Kopf des zweiten Stegs fest.
Tagesweg: 51 sm
Donnerstag, 11.07.2019
Hiddensee ist immer wieder eine Reise wert. Wir blieben daher für einen Hafentag, verholten uns nur vormittags in eine Box.
Freitag, 12.07.2019
Der erste Tag mit schwachem Wind. Die Strecke durch in großen Teilen enge Fahrwasser bis Stralsund legten wir daher unter Motor zurück. Wir legten um 9:20 ab und waren um 12:20 in der Citymarina von Stralsund (Nordmole) an einem Fingersteg fest. Freie Liegeplätze gab’s genügend, da einige Boote kurz vorher zur Passage der Bücke abgelegt hatten.
Achim verließ uns. Nach kurzem Bummel wurde an Land gespeist. In Stralsund gibt’s ja inzwischen eine große Anzahl von passablen Gaststätten, z.B. das Torschließerhaus am Kütertor, ein uriges Lokal auf mehreren Stockwerken, mit einem lauschigen Innenhof und gutem Essen.
Abends gab’s auf der Mittelmole beim Lokal ‚Zum Anker‘, wie jeden Freitag, Livemusik und gutes Bier. Eine Rockband spielte Rock- und Pop-Oldies und sorgte für eine Superstimmung. Gegenüber an einem Kopfsteg der Marina entdeckten wir die ‚Blues‘.
Tagesweg: 17 sm
Samstag, 13.07.2019
Auch Stralsund ist immer eine Reise wert und bietet immer wieder überraschende Events. Wir blieben daher wieder für einen Tag, besuchten die ‚Blues‘ von Klaus Beyersdorff und Heidi Weisbrodt und machten Besorgungen. Zu später Stunde genossen wir noch einen Auftritt der ‚Rockoma‘ Kim Wilde, die im Rahmen der NDR-Sommertour auf dem neuen Markt auftrat.
Sonntag, 14.07.2019
Nach dem Frühstück starteten wir zur Brückenöffnung um 12:00. Nach Passage der Ziegelgrabenbrücke und nachdem sich der dichte Pulk von Segelbooten etwas gelichtet hatte, wurde kurz vor halb Zwei Vollzeug gesetzt. Es ging zunächst mit mäßigem Tempo durch das Fahrwasser des Strelasunds und dann ab dessen Südausgang bei immer besserer Fahrt auf Ostkurs vorbei an der Tonne Ariadne zur Nordansteuerung des Peenestrom. Nach Bergung der Segel und Passage der Knaackrücken-Rinne folgten wir dem FW des Peenestroms bis Kröslin, wo wir um 19:00 festmachten.
Die Fahrwassertonne Ariadne im Greifswalder Bodden
Tagesweg: 32,5 sm
Montag, 15.07.2019
Nach einigen Besorgungen legten wir in Kröslin um 11:30 ab, um die Öffnung der Brücke in Wolgast kurz nach Mittag zu nutzen. Es ging zunächst nur mit Genua bei NW 2-3 mit guter Fahrt voran. Im Achterwasser setzten wir die Genua und legten gegen 16:00 an einem Fingersteg in Rankwitz an. Der Liegeplatz erwies sich bei inzwischen steifem NW-Wind als sehr unruhig. Abends gab’s Fisch im sehr guten Fischrestaurant.
Tagesweg: 19,5 sm
Dienstag, 16.07.2019
Um 11:40 gingen die Leinen los. Wir fuhren zunächst trotz lebhaftem Wind aus West unter Motor um die Mittagsöffnung der Zecheriner Brücke zu erreichen. Den erforderlichen Kurs hätten wir bei dem engen Fahrwasser unter Segeln nicht halten können. Im Bereich der Peenemündung setzten wir auf einer Position, die nach Karte mehr als zwei Meter tief sein sollte, kurz auf, konnten uns aber selbst wieder befreien. Nachdem wir die Brückenruine bei Kumin passiert und das Stettiner Haff erreicht hatten, ging’s dann bei immer noch mäßigem Wind aus West nur unter Genua bis zur Ansteuerung von Mönkebude, wo wir die Segel bargen. Im Hafen waren wir dann um 15:10 fest.
Tagesweg: 16,2 sm
Mittwoch, 17.07.2019
Um 9:45 brachen wir zum letzten Segeltag auf. Das Groß wurde noch im Hafen und die Genua an der Ansteuerung Mönkebude gesetzt. Da der Wind zunächst nur schwach aus Nord wehte, bargen wir immer mal wieder die Genua und fuhren unter Motor weiter, bis der Wind ab ca. 11:00 auf den angekündigten NNW drehte und auf 3-4 Bft aufbriste. Bei dem sehr günstigen Wind hatten wir zum ersten Mal überhaupt die Gelegenheit, die untere Oder fast bis Stettin hinauf zu segeln. Erst auf den letzten 6 sm war dann die Abdeckung so stark, dass wir noch einmal den Motor bemühten.
In Stettin machen wir Bekanntschaft mit Christiane und Jürgen vom befreundeten Deutschen Segel-Club in Gatow, unterwegs auf Abschiedstörn mit ihrer SY Eva-Maria.
Tagesweg: 46,5 sm
Donnerstag, 18.07.2019
In Stettin erreichten uns günstige Nachrichten. Die beiden Bomben auf dem Treidelweg zwischen dem Lehnitzsee und der Oranienburger Havel, die den Schiffsverkehr dort seit mehreren Monaten behinderten und zum Teil komplett zum Erliegen brachten, sollten am nächsten Tag endlich entschärft werden.
Mit gelegtem Mast in Stettin
Nach dem Mastlegen gegen 11:30 lagen wir wieder am Steg. Um 13:30 ging es nach Aufklaren des Bootes und einer erfrischenden Dusche auf die Fluss- und Kanalfahrt nach Berlin. Der frische Wind der Küsten verließ uns. Es wurde wieder sehr warm. Um 16:50 erreichten wir Gartz. SY Eva Maria war schon da und half uns beim Anlegen.
Tagesweg: 18,7 sm
Freitag, 19.07.2019
Um halb neun legten wir ab Richtung Schleuse Hohensaaten. Dort mussten wir dieses Mal eine halbe Stunde warten. In das Schiffshebewerk konnten wir dagegen sofort einfahren und trafen wieder auf die SY Eva-Maria. Um halb sechs waren wir in Marienwerder fest. Dort setzten wir beim Anlegen in der uns zugewiesenen Box auf und durften dann auf einen geeigneten Liegeplatz unmittelbar vor dem Hafengebäude wechseln, Balancieren auf der Spundwand inklusive.
Im Schiffshebewerk Niederfinow
Abends aßen wir gemeinsam mit Christiane und Jürgen im Hafenrestaurant. Das Wiener Schnitzel dort ist legendär.
Tagesweg: 50,8 sm
Samstag, 20.07.2019
Für uns ging’s am nächsten Tag um 8:00 weiter. An der Schleuse Lehnitz mussten wir nur kurz warten. Dafür stand uns ja noch der dreistündige Umweg über die Schleusen Plötzensee und Charlottenburg wegen der Sperrung der Schleuse Spandau bevor. Um 17:15 waren wir dann endlich an der Masterleiter der Segler-Vereinigung Unterhavel und räumten unser Boot aus.
Wir passieren die Bombenfundstelle in Oranienburg
Um 21:00 machte Passepartout (III) dann auf seinem neuen Liegeplatz auf Lindwerder fest.
Tagesweg: 45 sm
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Dieter Müller-Späth und Connie Zipser
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